Es ist soweit! Nur 27 Monate nach dem – meines Erachtens – großartigen Surtur Rising legen Amon Amarth mit Deceiver of the Gods ihr nächstes, neuntes Studioalbum nach. Dem Rezensenten liegt das Album als limitiertes Digipak vor, in dem sich zum regulären Album auch noch die Bonus-EP “Under the Influence” befindent, zu der auch noch ein paar Worte fallen sollen. Des weiteren befindet sich in der schicken bronzefarbenen Pappschachtel noch ein Wendeposter mit Album-Artwork und Bandfoto. Alles in allem für 14,99€ eine tolle Qualität.
Deceiver of the Gods
Das Album startet mit dem – bereits gute zwei Monate zuvor veröffentlichten – Titelgebenden “Deceiver of the Gods” sehr stark. Nachdem ich bei dem ersten Anhören der Single ein wenig enttäuscht war, weil ich nach Surtur Rising einfach vom Hocker gehauen werden wollte und dieser Effekt nicht eintrat, konnte sich der Track nach dem nächsten Durchlauf doch schon in meinen Gehörgang fressen. Dieser Effekt ist relativ bezeichnend für die neue Scheibe: Im Gegensatz zum Vorgänger ist “Deceiver of the Gods” weniger direkt und benötigt ein wenig Zeit, bis die Songs richtig zünden.
Der nächste Titel “As Loke Falls” ist gigantisch. Unfassbar schlicht im Songwriting und dennoch einfach eine Macht.
“Father of the Wolf” ist an der hohen Messlatte der vorherigen Lieder gemessen hingegen etwas schwächer und weiß mich noch immer nicht so recht mit sich zu reißen.
Mit “Shape Shifter” kommt an vierter Stelle ein Song, der zu den härteren Nummern des Albums gehört und wie auch “Deceiver of the Gods” mit einem sehr melodischen Refrain aufzuwarten weiß. An dieser Stelle endet der lyrische rote Faden von Loki.
“Under Siege” weißt ein – sehr gut auf die Lyrics abgestimmte und dadurch sehr atmosphärisches – Basssolo auf, ist aber ansonsten nicht den beiden, es umschließenden, Liedern gewachsen.
Denn mit “Blood Eagle” folgt ein Lied, dass sowohl mit musikalischer als auch lyrischer Härte aufwartet und dennoch sehr vielseitig daherkommt. Der wohl aggressivste Track des Albums.
“We Shall Destroy” erinnert etwas zu sehr an “Death in Fire”. Solide, aber nichts besonderes.
Ganz im Gegensatz zum folgenden “Hel”: Erstmalig von Amon Amarth wird der geneigte Hörer mit clean Vocals à la Dio konfrontiert. Den Gegenpart dazu liefern Johann Heggs Growls die tief wie nie daherkommen. Die im Hintergrund vor sich hin säuselnde, weibliche Stimme macht den Song umso atmosphärischer. Absolutes Highlight!
Zum Glück gefolgt von einem Weiteren: “Coming of the Tide” vermag nicht durch viele Neuerungen zu überzeugen, dafür aber mit den bewährten Amon Amarth Trademarks: Schneller Song, unfassbar Melodiös, fetziges Solo und ein super eingäniger Refrain.
Den Abschluss des Albums macht das über achtminütige Epos “Warriors of the North”, das aber trotz seiner Länge nicht etwa langweilig wirkt, sondern dennoch eine vollwertige Metalnummer darstellt. Obwohl es zu den schwächeren Nummern der Scheibe gehört, ist es doch deutlich Druckvoller als der Abschluss des Vorgängeralbums.
Under the Influence
Für diese EP haben Amon Amarth eigene Songs im Stil von Bands eingespielt, die ihre musikalische Welt geprägt haben. Namentlich sind dies: Motörhead, AC/DC, Judas Priest und Black Sabbath. Dabei schafft es Johann tatsächlich die Stimmfarbe von Ozzy zu erreichen. Im Booklet steht zumindest nichts Gegenteiliges. Unglaublich!
Selbstverständlich haben die Songs dennoch unverkennbar den musikalischen Stempel von Amon Amarth erhalten. Alleine der Titel “Satan Rising” sollte in Anbetracht der Banddiskografie Bände sprechen. Kurzum finden sich auf der EP vier einfach schöne, klassische Heavy Metal Songs.
Fazit
Das Album ist wie bereits gesagt etwas weniger hart und direkt als sein Vorgänger und muss etwas warm laufen, bevor ein paar Stücke richtig zu zünden vermögen. Doch dann entpuppt sich “Deceiver of the Gods” als ein Album mit vielen starken und sehr wenigen schwachen Liedern. Viele eingängige Melodien und harte Riffs wechseln sich geschickt ab. Die Vocals sind gewohnt überragend umgesetzt. Die Experimentierfreudigkeit von Amon Amarth ist ja seit einiger Zeit nicht mehr die Größte, allerdings auf Deceiver of the Gods mit “Hel” wunderbar geglückt. Davon hätte ich gerne mehr.
Auch die Lyrics behandeln wieder, was man von Amon Amarth erwarten kann: Nordische Mythologie und Schlachten. Und zwar auf einem so hohen Niveau, dass selbst die musikalisch etwas schwächeren Stücke – wie “Under Siege” – durch die grandiosen Texte getragen werden. Und wenn hier von “schwächeren Stücken” gesprochen wird, handelt es sich immer noch um guten Melo-Death. An irgendeiner Stelle fühlte ich mich sogar an Dark Tranquillity erinnert. Wenn das nichts heißen will.
Und auch mit dieser Scheibe haben Amon Amarth das Rad nicht neu erfunden. Aber wer erwartet das mittlerweile noch? Und vor allem: Wozu auch? Bei Musik auf diesem Niveau kann eine gewisse Konstanz doch nur wünschenswert sein. Weiter so!
tl;dr
Starkes Amon Amarth Album, das etwas Warmlaufzeit benötigt um dann in gewohnter Manier ordentlich zu knüppeln.
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