Verbal redundante Pleonasmen

Ewige Äonen war ich – zugegebenermaßen eher sporadisch – auf der Suche nach dem fachlich angemessenen Terminus, der mir bei meiner Klugscheißerei den leidigen Begriff „doppelt gemoppelt“ ersparen möge. Bis ich gestern – mittlerweile  beinahe ein alter Greis  – bei der Lektüre in meinem tollen neuen Buch für angeblich „Unnützes Sprachwissen“ (Was für ein bescheuerter Titel. An dieser Stelle komme ich nicht umhin, ein anderes Stilmittel anzusprechen: Das Oxymoron) las, dass ebenjenes sprachliche Phänomen als Pleonasmus zu bezeichnen sei. Mein Pulsschlag schoss augenblicklich sofort hoch in die Höhe, hatte ich es doch nun schlussendlich entdeckt! Gespickt mit einigen exemplarischen Beispielen wie dem klassischen – aber umstrittenen – weißen Schimmel, dem kleinen Obolus oder einer Rückerstattung desselbigen.

Blauschimmelkäse

Blauschimmelkäse: Schimmel muss nicht immer weiß sein. Ansonsten kann es sich um einen Pleonasmus handeln.

Dieses Stilmittel ist, so es als ein solches verwendet wird, eine feine Sache, ist sie doch in der Lage durch seine offensichtliche Unnötigkeit, humoristisch zu wirken. Zumeist jedoch wird es vollkommen unbeabsichtigt geäußert und ich lehne mich an dieser Stelle nicht sehr weit aus dem Fenster wenn ich die Behauptung aufstelle, dass es darauf zurückzuführen ist, dass die Anwender sich der Bedeutung ihrer eigenen Worte – und damit nichts anderem als auch dem eigenen Vokabular – schlichtweg nicht im Klaren sind. Das ganze eignet sich also hervorragend für diese Wortklauberei Rubrik.

 

Wieder einmal die Präfixe

Auf- oder Zusammenaddieren, aufoktroyieren und anreichen. Jede dieser Vorsilben ist redundant zu dem folgenden Hauptteil des Wortes. Addieren stammt von dem lateinischen “addere” was recht wörtlich “dazugeben” bedeutet. Oktroyieren kommt aus dem Französischen, wo es bereits – ebenso wie im Deutschen  –  die Bedeutung “aufzwingen” hat. Wenn mir jemand etwas anreichen möchte frage ich stets mich, manchmal allerdings auch den Fragenden: “Was bleibt ihm denn für eine Wahl? Abreichen?” Mittlerweile addiere ich bereits auf, wie oft mir das Anreichen bereits aufoktroyiert wurde.

 

Akronyme

ISBN-Nummer oder HIV-Virus. Auch die einzelnen Buchstaben von Akronymen haben Gefühle, die man nicht einfach ignorieren oder sogar mutwillig verletzen sollte! Die Nummer in der ISBN (International Standard Book Number) fühlt sich bei anschließender Ergänzung um eine Weitere sicher nicht wohl. Ebenso verhält es sich mit dem Virus, welches gerne der Abkürzung HIV (Humane Immundefizienz-Virus bzw. englisch: human immunodeficiency virus) angehängt wird. Kein wunder, dass es irgendwann wirklich böse wird.

 

Absolute Adjektive

Ein besonderes Steckenpferd von mir, das allein beinahe einen kompletten Artikel verdient hätte. Aber weil es hier so schön rein passt: Es muss ja nicht der einzigste Artikel zu dem Thema sein.
Einige Adjektive lassen sich einfach semantisch nicht korrekt steigern, sind damit “absolut”. Hier fallen Worte wie das oben genannte “einzige”, ebenso wie optimale Zustände von Dreieckigkeit hinein. Wie gesagt: Mein Steckenpferd. Nach langer Zeit in der ich stets nur vorgebetet habe, dass es das Wort “Einzigster” nicht gebe, kam schließlich dank folgender Formulierung der Durchbruch:

Ich stehe bereits als einziger an diesem Ort. Wie soll denn jetzt bitte jemand noch “einziger” hier stehen als ich?

Am optimalsten wäre es, wenn sich das einfach mal jeder verinnerlichen würde. Bis dahin bete ich weiter zum Grammatikgott.

 

Habe ich irgendeine ganz besondere Abart zu zu wenig ins Rampenlicht gerückt? Oder hat hier jemand noch ein paar andere schöne verbale Redundanzen in der Hinterhand? Immer her damit!