Als passionierter Fan von Gestaltung und dergleichen komme ich nicht umhin, mir ein gewisses Verständnis für Farben zuzuschreiben. Sicherlich nicht so weitreichend wie Goethe – der seinerzeit seinen Beitrag zur Farblehre selbst höher einschätzte als den gesamten Rest seines Schaffens zusammen (Wie auch ein solcher Mensch sich derart maßlos irren kann, hat etwas tröstliches, oder?) – doch gemessen an meinem Geschlecht sicherlich überdurchschnittlich. Traue ich mir doch durchaus zu, die additive von der substraktiven Farbmischung, Ocker von Beige, ebenso wie Zinnober- von Scharlachrot zu unterscheiden.
Doch gerade bei letztgenannten, den Farbtönen, -nuancen oder wie man sie auch nennen möchte, herrscht eine große Diskrepanz zwischen Faktenlage und Volksmund. Diese fragwürdige Sichtweise möchte ich im Folgenden exemplarisch an einigen Grafiken erläutern:
Wer auf den beiden obenstehenden Grafiken nicht etwa (vollkommen irrsinnigerweise) schlicht zwei verschiedene Farbtöne der Farbe Rosa entdeckt, sondern
neben dem matschig faden (Schweinchen-)Rosa (links) das deutlich hellere, flippigere Pink (rechts) auszumachen vermag, dem sei an dieser Stelle ein Glückwunsch ausgesprochen: Glückwunsch! Sie sind auf dem richtigen Weg. Doch möchte ich es an dieser Stelle nicht versäumen, ähnliche Beispiele, die im Volksmund leider noch immer nicht ausreichend Beachtung oder gar Verwendung finden, aufzuzeigen.
Wer bei dem ersten Beispiel scheiterte, möge doch bitte nun einen Augenblick in sich gehen und sich überlegen, wie die beiden nun obenstehenden Farben zu benennen sind.
Der souveräne Farbexperte – zu denen nach der Lektüre dieses Artikels hoffentlich jeder gehören wird – weiß es längs: Während wir es auf der linken Seite mit dem undifferenzierten, Alkoholexzesse suggerierendem Blau zu tun haben, befindet sich auf der rechten Seite das an Federkiel mit Tinte, Königshäuser und andere Adelsfamilien erinnernde Blue. Der Unterschied ist eklatant. Ebenso wie bei dem folgenden Beispiel:
Erkennen Sie es? Das feurige, kampfeslustige Red zur Linken, sowie das – an Mätte und Langeweile kaum zu überbietende, an (Monats-)Blut erinnernde Rot? Sicher. Mittlerweile sind Sie schließlich einigermaßen im Training. Erhöhen wir also den Schwierigkeitsgrad ein wenig.
Na, können Sie noch folgen? Ich will Sie nicht im dunklen tappen lassen. Auf der Linken haben wir es mit einem schäbigen Grün zu tun, das sich gerne einmal offenbart, wenn man zu tief ins Glas gesehen, oder sich eine andere Krankheit eingefangen hat. Auf der Rechten hingegen erblicken wir ein Green, wie es uns im schönsten Frühling von saftigen Gräsern und austreibenden Bäumen ins Auge springt.
Dies hier ist bei weitem kein Selbstläufer mehr und stellt selbst für einige Experten im Alltag eine Hürde dar. Doch wir wollen ja auch etwas lernen und daher lassen Sie doch bitte noch einmal Ihren Gedanken freien Lauf.
Na also! Während uns das linke Yellow an die guten alten Zeiten mit den Beatles und deren Wohn-U-Boot zurückdenken lässt, belästigt uns das, zur Rechten liegende, Gelb mit dem faden Ton einer verwelkten Sonnenblume im Spätherbst. Pfui!
Noch ein Beispiel für Experten gefällig? Aber gerne doch. Den krönenden Abschluss bilden diese beiden Grafiken:
Für den Laien kaum noch zu unterscheiden und nur von einem Farbexperten überhaupt in Worte zu fassen, mattiert auf der Linken ein ödes (Mäuschen-)Grau. Ein kalter, sonnenbefreiter Tag im sibirischen Winter, kurz vor Sonnenuntergang. Zur Rechten hingegen ein strahlendes, ach was, glänzendes Gray, das dem Silber schon so nahe kommt, dass ich mich Stundenlang der verbalen Schwärmerei hingeben könnte, aber wem an dieser Stelle noch immer nicht klar geworden ist, dass Pink einfach nur das englische Wort für Rosa und somit keine eigenständige Farbe – oder auch nur Nuance – ist, hat sich an dieser Stelle erneut einen herzlichen Glückwunsch verdient: Herzlichen Glückwunsch! Herzlichen Glückwunsch zu dieser unfassbaren Ignoranz gegenüber gleich mehreren Sprachen! Der Konsequenz halber sei deshalb an dieser Stelle die Bitte gestellt, ab diesem Moment nur noch oben aufgeführte Bezeichnungen für Farben zu verwenden und es gibt zumindest noch ein wenig Hoffnung.
“Konsequenz heißt, auch Holzwege zu Ende zu gehen.”
Da ich dieses Thema schon gefühlt mindestens eintausend Mal habe erklären und mir nicht viel seltener dazu unfassbar unqualifizierte “Meinungen” anhören müssen, dient diese Seite ab jetzt als Referenz und ich werde bei dem Aufkommen einer diesbezüglichen “Diskussion” nur noch auf diesen Artikel verweisen, da mir das Thema sonst einfach zu colourful wird. Solltet Ihr der Lamentiererei ebenso müßig sein wie ich: Fühlt euch frei es mir gleich zu tun: Einfach den Link oben eurem Browser entnehmen und in die Welt hinaus schreien.